Lernförderung und Ferienschule in der VHS Delmenhorst

Auszug aus: "Bericht über die Integrationsarbeit in Delmenhorst 2019-21" (Entwurf)

Lernförderung ist ein Instrument des Leistungskatalogs für Bildung und Teilhabe (BuT), um lernschwache Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Elternhäusern bei der Erreichung der Bildungsziele zu unterstützen.

In einer Kommune mit hohem Migrationsanteil ist die Erreichung von Bildungszielen allein schon durch den eingeschränkten Spracherwerb in stärkerem Maße in Frage gestellt als anderswo. In Delmenhorst war dagegen vor Beginn der hier dargestellten Berichtsperiode die Inanspruchnahme-Quote der Lernförderung unter den SGBII-Leistungsberechtigten mit nur 0,7 Prozent äußerst gering (Vergleich: landesweit 3,9 Prozent, beide Werte für Oktober 2018). Die Stadt Delmenhorst hat es sich daher zum Ziel gesetzt, die Inanspruchnahme der Lernförderung durch Unterstützung der Erziehungsberechtigten bei der Antragstellung und durch Lernförder-Angebote in den Schulen zu steigern. In einem von der Volkshochschule durchgeführten Pilotprojekt (siehe Ratsvorlage) wurde die Lernförderung im September 2019 zunächst in zwei Grundschulen angeboten; danach wurde der Kreis der Schulen sukzessive erweitert. Mitte März 2020, vor dem ersten Corona-Lockdown, wurden insgesamt 104 Schülerinnen und Schüler in drei Grundschulen erreicht.

Durch den ersten Corona-Lockdown wurden auch Durchführung und Ausbau der Lernförderung in den Grundschulen verzögert, und auch nach Wiederaufnahme des eingeschränkten Schulbetriebs blieb angesichts der in den Schulen geltenden Corona-Hygieneregeln die Lernförderung zunächst sehr eingeschränkt. Bei stadtweit 30 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler, an manchen Schulen bis zu 70 Prozent, ist die häusliche Sprache eine andere als Deutsch. Monatelange Schulausfälle und Einschränkungen von kindlichen Freizeit-Aktivitäten und damit Kontakten mit deutschsprachigen Kindern haben in vielen Fällen die oftmals niedrigen sprachlichen Fähigkeiten von Grundschülerinnen und -schülern mit Migrationshintergrund weiter verkümmern lassen.

Um dem zu begegnen, hat die Volkshochschule im Auftrag der Stadt in den Sommerferien 2020 eine Ferienschule eingerichtet, in der 77 Grundschülerinnen und -schüler über einen Zeitraum von vier Wochen Lernförderunterricht vor allem im Fach Deutsch, aber auch in Mathematik erteilt wurde. Im neuen Schuljahr wurde das Lernförder-Pilotprojekt ab September 2020 wiederaufgenommen und weiterhin ausgebaut. Im Oktober hat sich die Inanspruchnahme-Quote auf 3,3 Prozent erhöht und damit im Vergleich zum Oktober 2018 annähernd verfünffacht. Zum Jahresende 2020 wurden 165 Schülerinnen und Schüler in sechs Grundschulen erreicht.

Im Dezember 2020 wurde die Zielerreichung der Lernförderung durch Befragung der beteiligten Schülerinnen und Schüler, ihrer Eltern und der Klassenlehrerinnen- und -lehrer evaluiert. Das Ergebnis war durchweg sehr positiv: Schon nach kurzer Zeit der Lernförderung wurde eine Leistungssteigerung konstatiert, und die Lernförderung von einer Mehrzahl der befragten Klassenlehrerinnen und -lehrer als Mehrwert für den Regelunterricht bewertet. Auf dieser Basis wurde die Lernförderung von der Pilotphase in ein dauerhaft angelegtes Angebot überführt. Neben der Volkshochschule wurden auch private Nachhilfeinstitute eingeladen, sich beim weiteren Ausbau der Lernförderung, vor allem an den weiterführenden Schulen zu beteiligen. Eine Ferienschule wird aufgrund der Unterrichtsausfälle im Frühjahr 2021 auch wieder in den Osterferien angeboten, diesmal von insgesamt fünf Leistungsanbietern. Erreicht werden Schülerinnen und Schüler aus Grundschulen und weiterführenden Schulen. Im Mai 2021 gibt es ein Lernförder-Angebot in neun von 14 Delmenhorster Grundschulen. Erreicht werden 300 Schülerinnen und Schüler.

Aktuell laufen Planungen, um das Lernförderangebot auch auf die weiterführenden Schulen, die Berufsbildenden Schulen und die Förderschulen zu erweitern. Voraussichtlich wird nach den Sommerferien 2021 die Lernförderung in fünf oder sechs dieser Schulen starten. Neben der Volkshochschule werden daran voraussichtlich auch fünf neue Leistungsanbieter beteiligt sein. Auf Basis eines entsprechenden Ratsbeschlusses wird die Stadt Delmenhorst zukünftig als freiwillige Leistung die Lernförderung auch von Grenzfällen finanzieren, in denen kein BuT-Anspruch besteht. So soll vermieden werden, dass zum Beispiel bei Wiederaufnahme einer Beschäftigung eines Elternteils die Lernförderung beendet wird, obwohl das Familien- Einkommen im Vergleich zum vorherigen SGBII-Leistungsbezug nicht oder nur geringfügig erhöht ist.